2009/04/12

Blauäugigkeit und dunkle Hautfarben

Liebe Fr. Brickner, ich möchte zu dieser Forderung ihrerseits Stellung nehmen.

Es beginnt ja schon mit ihrer Forderung einer Statistik über die Beteiligung von Afrikanern an der Drogenkriminalität. Ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster und behaupte durch viele verschiedene Eindrücke (v.a. in unserer Hauptstadt) zumindest einen kleinen Verdacht haben zu dürfen was bei dieser Studie herauskommen würde: Nämlich, dass der Prozentsatz derer Menschen afrikanischer Herkunft, die in Drogenkriminalität verwickelt sind, höher ist, als deren Prozentsatz der Gesamtbevölkerung. Hier spielen selbstverständlich viele soziale Faktoren eine Rolle und man darf auch natürlich nicht den Fehler begehen diesen Umstand gar auf die Mentalität oder ähnliches zu schieben.

Natürlich ist diese Vermutung rein subjektiv, aber sollte genau das rauskommen werden sich Polizisten in solchen Verdachtsfällen noch viel bestätigter fühlen wenn sie zuschlagen.
Das wäre natürlich katastrophal, selbst wenn rauskommen würd, dass (weit weit überspitzt ausgedrückt) 99% der Schwarzafrikaner in Österreich etwas mit Drogen am Hut haben, hätten es die 1% unschuldigen nicht verdient hier automatisch in einen Topf geworfen zu werden.

Dann: Wie soll man den angesprochenen Verhaltenskodex umsetzen? Polizisten sind Menschen, Menschen haben von Natur aus Vorurteile. Anders gehts nicht, denn anders könnte man die Reizüberflutung der Welt nicht verarbeiten.
Wenn also ein Polizist einen Verdacht entwickelt und sich dabei extra darauf konzentriert nur das Verhalten für jenen zu beachten fließt (wenn auch unterbewusst) das Äußere darin ein. Das muss jetzt nicht die Hautfarbe sein, hier spielen Kleidung, Körperpflege und noch so einiges eine Rolle, eben genauso wie ethnische Merkmale.

Ein Beispiel: Zwei Menschen in feinen Anzügen treffen sich in der U-Bahn. Der eine gibt dem anderen Bargeld, der andere im Gegenzug irgendeine Kleinigkeit, z.b. eine CD Box. Hier könnte man entweder annehmen, dass ein Drogendeal über die Bühne gegangen ist oder dass jemand einfach seine Schulden beglichen hat und bei der Gelegenheit gleich ein paar Fotos vom letzten Urlaub auf CD-Rom bekommen hat.

Einfacher sieht die Sache aus, wenn einer der beiden typische Merkmale eines Drogenabhängigen aufzeigt. Und genau bei dieser Einordnung nach äußeren Merkmalen spielt (wenn auch nur unterbewusst) die Hautfarbe eine Rolle. Das kann man nicht abstellen, das ist menschlich. Sollte man hier auf einen Verhaltenscodex pochen und vielleicht sogar Strafen androhen wird die Polizei de facto handlungsunfähig und das kann ja auch nicht das Ziel dieser Bestrebungen sein.

Was man machen könnte wäre diese Vorurteile durch eine gezielte Personalpolitik intern abzubauen, also vermehrt Polizisten mit Migrationshintergrund bzw. Angehörige von ethnischen Minderheiten einzustellen und so den bestehenden Beamten eine weitere gefächerte Welt zu zeigen und am eigenen Leibe erfahren zu lassen, dass eben nicht jeder Schwarze kriminell ist. Diese Auffassung in der Personalauswahl hat sich mittlerweile schon bis zur Polizei durchgesetzt und entsprechende Personalprogramme laufen bereits. Ob es weit genug geht wird sich zeigen, aber weit hilfreicher und realistischer als ein Verhaltenscodex ist es allemal.

2 Kommentare:

Christian Klepej hat gesagt…

was mich nach dem lesen deines beitrages jetzt interessieren würde, soll es also deiner auffasung nach keine (angesprochene) kriminalitätsstatistik geben?

Unknown hat gesagt…

Fr. Brickner schreibt in ihrem Artikel für eine Entspannung der ganzen Situation. Eine derartige Statistik würde dem jedoch entgegenwirken.

Statistiken können sehr wohl einen Gewinn, aber auch eine Gefahr darstellen. Besonders Menschen mit einschlägiger Einstellung in Sachen Einwanderung könnten durch falsche Rückschlüsse derartige Statistiken dann als Bestätigung ihrer Denkweise darstellen und Zahlen so missbrauchen.

Tatsächlich würde eine derartige Statistik, die Herkunft (bzw. sogar ethnische Merkmale) mit Kriminalität verbindet auch überhaupt nix bringen. Hierbei geht es viel mehr um soziale und ökonomische Faktoren, die berücksichtigt werden sollten.

Eine Statistik lässt sich auf vielerlei Arten rezipieren, interpretieren oder auch darstellen, weswegen man hier wirklich aufpassen sollte was man veröffentlicht und darüber nachdenken wie sehr man manches aus dem Zusammenhang reißen könnte.

Zusammenfassend: Informationen sind grundsätzlich nie fehl am Platz, jedoch bedarf es den richtigen Ansätzen um Fehlrückschlüsse zu vermeiden. "Handlungsbedarf" impliziert für mich eine gewisse Forderung nach hastigem handeln und genau das darf bei so einem heiklen Thema nicht sein.